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Digital Health ist die interdisziplinäre Verbindung von Gesundheit, Gesundheitsfürsorge, Leben und Gesellschaft mit digitalen Medizin- und Gesundheitstechnologien, um die Effizienz der Gesundheitsversorgung zu verbessern und Arzneimittel individueller und wirkungsvoller einsetzen zu können.
Eine Gruppe hochrangiger Experten im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste ("eHealth") hat der Europäischen Kommission heute einen Bericht vorgelegt, wonach der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nur dann zu einer kostengünstigeren, weniger eingriffsintensiven und stärker auf den Einzelnen zugeschnittenen medizinischen Versorgung führen kann, wenn eine Einigung über die Nutzung von Gesundheitsdaten erzielt wird. Diese und weitere Empfehlungen für die Umgestaltung der Gesundheitssysteme in Europa unterbreitete die Gruppe unter dem Vorsitz des estnischen Präsidenten Toomas Hendrik Ilves der Vizepräsidentin der Kommission Neelie Kroes und EU-Kommissar John Dalli im Rahmen der "eHealth-Woche" 2012 in Kopenhagen, Dänemark. Die vor einem Jahr eingerichtete eHealth-Task-Force hat den Auftrag, die Kommission zu beraten, wie das Potenzial der elektronischen Gesundheitsdienste im Interesse eines sichereren, besseren und effizienteren Gesundheitswesens in Europa erschlossen werden kann.

Neelie Kroes, für die digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, und John Dalli, EU-Kommissar für Gesundheits- und Verbraucherpolitik, erklärten: "Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien verbessert die Effizienz und Nachhaltigkeit unserer Gesundheitssysteme. Im Mittelpunkt des Berichts der eHealth-Task-Force stehen die Bedeutung medizinischer Daten, die Gesundheitskompetenz und der Austausch bewährter Praktiken im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste. Der Umgang mit diesen Daten ist entscheidend für die Wirksamkeit der medizinischen Forschung, Diagnostik und Versorgung. Er ermöglicht es den Menschen, stärker auf die medizinische Versorgung Einfluss zu nehmen. Durch die Förderung der Gesundheitskompetenz stärken wir auch die Rolle der Patienten und das Vertrauen in eHealth-Lösungen. Wir sind davon überzeugt, dass ein Erfahrungsaustausch im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste die Mitgliedstaaten weiter bringt, als wenn jeder Einzelne versucht, das Rad neu zu erfinden."

Die fünf Empfehlungen an die Kommission im Einzelnen:

  • Schaffung eines Rechtsrahmens und des Raums für den Umgang mit den enormen Datenmengen im Gesundheitswesen; Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen, damit die Bürgerinnen und Bürger elektronische Anwendungen („Apps“) im Gesundheitswesen im Vertrauen auf die Datensicherheit nutzen können. Nutzergenerierte Daten können so besser mit den medizinischen Daten professioneller Dienstleister verbunden werden. Dies führt zu einem ganzheitlicheren, stärker auf den Einzelnen zugeschnittenen Gesundheitswesen mit besseren Ergebnissen.
  • Förderung der Gesundheitskompetenz: Medizinische Daten müssen in für Patienten verständlicher Form vorliegen. Es muss mehr unternommen werden, um den Menschen zu erklären, wie die Integration angemessen anonymisierter Daten in ein zentrales System die medizinische Versorgung verbessern kann.
  • Einrichtung einer „Vorreitergruppe“ aus Mitgliedstaaten und Regionen, die sich dem Einsatz von offenen Daten und eHealth verschrieben haben, auch als Pioniere im Bereich der eHealth-Anwendungen.
  • Nutzung der Daten: eHealth-Anwendungen müssen sich als vertrauenswürdig erweisen. Nur dann werden die Nutzer ihre Daten für Rückmeldungen zur Prävention oder für Vergleiche und die Überwachung der Leistung von Gesundheitssystemen zur Verfügung stellen.
  • Neuorientierung von EU-Mitteln und -Strategien: eHealth-Haushaltslinien müssen flexibel sein und eine rasche Umsetzung guter Ideen in Prototypen und Versuchsreihen ermöglichen. Die Transparenz von Gesundheitseinrichtungen sollte dabei durch Ausschreibungs- und Förderkriterien sichergestellt werden.

Die Empfehlungen der Task Force sollen in EU-Initiativen im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste einfließen, darunter auch das eHealth-Netz, das derzeit gemäß der Richtlinie über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung eingerichtet wird.

Die eHealth-Task-Force legte ihren Bericht im Rahmen der gemeinsam von der dänischen EU-Ratspräsidentschaft und der Europäischen Kommission veranstalteten Konferenz "Smart Health - Better Lives" in Kopenhagen vor. An der zehnten eHealth-Konferenz 2012 nehmen Gesundheitsminister, Regierungsvertreter und sonstige Akteure mit dem Ziel teil, Innovationen für ein intelligentes Gesundheitswesen zu fördern.

Den Empfehlungen der Task Force zufolge setzt eine sinnvolle Umsetzung elektronischer Gesundheitsdienste Folgendes voraus:

  • Der Einzelne ist Eigentümer seiner Daten und hat die Kontrolle über sie. Dazu gehört auch das Recht, über den Zugang zu den Daten zu entscheiden und Informationen über ihre Verwendung zu erhalten.
  • In den Gesundheits- und Sozialsystemen werden derzeit große Datenmengen getrennt voneinander gespeichert. Eine wirksamere Nutzung dieser Daten könnte die Versorgung entscheidend verbessern.
  • Patienten werden zunehmend verlangen, dass Dienstleister und Einrichtungen im Gesundheitswesen dieselben Technologien einsetzen, die auch sie im Alltag verwenden.
  • Die Transparenz der Leistung von Dienstleistern und Einrichtungen ermöglicht es den Patienten, eine fundiertere Entscheidung über Ort und Art ihrer Behandlung zu treffen. Dies beeinflusst auch die Ressourcenverteilung im Gesundheitswesen, da sich die Mittelzuweisung nach der Zahl der Patienten richtet.
  • Den Dienstleistern muss jedoch auch bewusst sein, dass manche Bevölkerungsgruppen von eHealth-Tools ausgeschlossen sind - z. B. diejenigen, die keinen Internet-Zugang haben oder sich gegen die Nutzung des Internets entscheiden.

Die Kommission investiert bereits seit über 20 Jahren in die Forschung zu elektronischen Gesundheitsdiensten. Seit 2004 der erste Aktionsplan verabschiedet wurde, entwickelt sie auch gezielte politische Initiativen zur Förderung einer breit angelegten, europaweiten Einführung von eHealth-Technologien.

Erst kürzlich leitete die Kommission die Europäische Innovationspartnerschaft im Bereich "Aktivität und Gesundheit im Alter" ein. Im Rahmen dieser Initiative arbeiten Vertreter des öffentlichen und des privaten Sektors, Forscher, Patienten und Dienstleister im Gesundheitswesen mit dem Ziel zusammen, die durchschnittlichen gesunden Lebensjahre in der EU bis 2020 um 2 Jahre zu verlängern. In der zweiten Jahreshälfte 2012 wird die Kommission den eHealth-Aktionsplan 2012-2020 vorlegen, der auf die Weiterentwicklung elektronischer Gesundheitsdienste ausgerichtet ist. Ziel ist es, dem Einzelnen fundiertere Entscheidungen zu ermöglichen, die Effizienz zu erhöhen und Innovationen zu fördern.

Bericht der Task Force:
http://ec.europa.eu/information_society/activities/health/policy/ehtask_force

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