Fraunhofer-GesellschaftEin Autofahrer muss schnell auf gefährliche Situationen reagieren - im Stau oder an einer Baustelle. Kameras im Armaturenbrett, helfen aufmerksam zu bleiben. Auf der Messe VISION in Stuttgart stellen Forscher das Assistenzsystem vom 9. bis 11. November 2010 in Halle 4, Stand C72 vor.

Wer viel Auto fährt, kennt die ermüdende Wirkung, langer Autobahnetappen und nächtlicher Fahrten. Nur der Bruchteil einer Sekunde kann über Leben und Tod entscheiden. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat gibt an, dass jeder vierte Unfall mit Todesfolge auf Autobahnen, durch Sekundenschlaf verursacht wird. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau haben ein Assistenzsystem entwickelt, dass die Augenbewegungen des Fahrers beobachtet und ihn rechtzeitig vor dem Einnicken warnt.

Die Besonderheit des Eye-Trackers ist, dass er sich mühelos in jedes Automodell einbauen lässt. Die Kameras müssen nicht umständlich kalibriert werden. "Jeder Mensch dessen Blickrichtung ermittelt werden soll, muss bei herkömmlichen Systemen mehr oder weniger zeitaufwändige Vorbereitungen durchführen. Denn jeder Kopf, jedes Gesicht, jedes Augenpaar sind unterschiedlich", sagt Prof. Peter Husar vom IDMT.

Ein weiterer Vorteil: Das System kommt ohne PC und Laptop aus. "Wir haben ein kleines, modulares System entwickelt, bei dem durch eigene Hardware und Programme die Berechnung der Blickrichtung direkt in der Kamera stattfindet. Da der Eye-Tracker über mindestens zwei Kameras verfügt, die stereoskopisch, also dreidimensional aufzeichnen, erkennt das System die räumliche Lage der Pupille und die Blickrichtung", so Husar. Die Informationen liegen an einer Standard-Schnittstelle vor (USB, CAN). So lässt sich der Eye-Tracker direkt an den Bordcomputer anschließen.

Stellen die Kameramodule fest, dass das Auge etwa länger als eine Sekunde geschlossen ist - die Zeit lässt sich variabel einstellen - wird Alarm ausgelöst. Für den Einsatz als Fahrerassistenzsystem können auch vier oder sechs Kameras über die Augen des Fahrers wachen. Die Kameras werten bis zu 200 Bilder pro Sekunde aus, um die Blickrichtung zu erfassen, auch wenn der Kopf nach links oder rechts bewegt wird. Dabei ist der Eye-Tracker nur etwa halb so groß wie eine Streichholzschachtel und hinter der Sonnenblende und im Armaturenbrett kaum zu erkennen.

Die Einsatzmöglichkeiten des Eye-Trackers sind vielfältig. In der Medizin kann er bei Augenoperationen helfen, in dem das Kamerasystem jede Augenbewegung des Patienten registriert. In Computerspielen können sich Spieler selbst umsehen und müssen nicht mit dem Joystick die Blickrichtung ändern. Und auch Markt- und Werbeforschern nützt es, wenn sie wissen, an welcher Stelle eines Plakates oder Werbespots der Blick länger verweilt.

Wie die Blickrichtungserfassung in der Praxis funktioniert, zeigen die Forscher auf der VISION in Stuttgart. Vom 9. bis 11. November können Besucher den Eye-Tracker in Halle 4, Stand C72 in Aktion sehen.

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